Vor einiger Zeit habe ich bereits über das Vergessene Genre geschrieben und nun hatte ich die Chance dieses Genre einigen Schülern, im Rahmen einer Projektwoche, näher zu bringen. Wie das gelaufen ist, was das Ergebnis ist und was sonst noch so passierte erfahrt ihr im Folgenden.
Durch einen guten Freund habe ich die Möglichkeit erhalten einen Games Workshop, im Rahmen einer Projektwoche, an einer Schule in Offenbach zu halten. Nach einem anfänglichen Missverständnis, was den Aufbau der Veranstaltung angeht, hatte ich schnell eine Idee, was man mit den Kids anstellen könnte. Denn innerhalb dieser einen Woche, die aufgrund der Zeugnisvergabe nur von Montag bis Donnerstag ging, sollte es nicht nur um das Näherbringen von verschiedenen Game Designs und Mechaniken gehen, sondern am Ende sollte auch ein greifbares Ergebnis zu sehen sein. Praktisch ein mini Game Jam.
Natürlich ist es, auch wenn viele immer noch diesem Glauben verfallen, in solch einer kurze Zeit nicht möglich ein neues Assassins Creed, Counter Strike oder Final Fantasy aus dem Boden zu stampfen. Die zwölf Schüler, die mir am Montagmorgen gegenübersaßen, wussten dies zum Glück schon, also war der einstieg ziemlich geschmeidig.
Zuerst haben wir uns damit beschäftigt, wo Videospiele, so wie wir sie heute kennen, ihren Ursprung hatten und dass es damals gar nicht so viel Grafik gab, wie viele es vielleicht vermuten. Meine Präsentation enthielt einen Überblick über das Genre des Text-Adventures und des Point-and-Click Adventures. Dies nicht nur um eine gemeinsame Grundlage zu schaffen, sondern auch um dann alle vor die Wahl zu stellen, was sie gerne als Projekt verwirklichen möchten. Denn mein Ziel war es, am Ende ein wirklich vollwertiges und spielbares Videospiel zu produzieren. Natürlich entsprechend kurz und vielleicht auch etwas limitiert aber ein Titel, der sich dennoch nicht verstecken muss.
Aus den zwölf Schülern formten sich zwei Teams und schnell entschlossen sich beide Teams dazu ein Text-Adventure zu produzieren. Einige waren zwar begeistert vom Point-and-Click Adventure, doch interessanterweise war bei einem Playtesting die Luft schnell wieder raus und einige kamen überhaupt nicht klar. Soll keine Kritik sein, für mich war das einfach sehr interessant anzuschauen, gerade weil ich mir vorher auch habe sagen lassen, was so die momentanen Spiele der einzelnen Schüler sind.
Über die nächsten Tage zeichnete sich eine steile Lernkurve ab, auch bei mir, dazu aber später mehr. Nahezu jeder musste aus seiner Komfortzone heraus und sich mit etwas beschäftigen, was er vorher noch so gar nicht kannte. Dabei gab es auch verschiedene Ansätze was Grafik, Textgestaltung und auch Programmiercode anging. Einige gingen hier sehr strukturiert vor, andere wiederum eher chaotisch, so zumindest der Eindruck aus der Ferne. Dabei musste man sich auch Rätsel überlegen und den Spieler natürlich bei Laune halten, denn man hatte nur wenig Elemente zur Verfügung, um etwas hervorzuheben oder auf verschiedene Gegenstände aufmerksam zu machen. Beide Teams haben diese verschiedenen Probleme auf ihre eigene, charmante Art und Weise, gelöst.
Doch mit viel Schweiß, jede Menge harter Arbeit und auch einigem Geschick schafften es beide Teams bis Donnerstag zwei wirklich gute Text-Adventure zu kreieren. Beide Teams nutzten dafür eine Engine namens Advnenturon. Eine Engine die speziell dafür gemacht ist Text-Adventure mit möglichst geringem Programmieraufband zu schreiben inkl. eines integrierten Parsers.
Lange Rede, kurzer Unsinn, die beiden Spiele könnt ihr euch hier genauer anschauen.
(Die Spiele starten in einem neuem TAB im Vollbildmodus. Wenn ihr das jeweilige Spiel wieder verlassen möchtet, einfach die ESC-Taste drücken)
Bitte bedenkt, die Spiele wurden von Schülern entwickelt, welche weder Vorkenntnisse in der Spieleentwicklung noch im Programmieren hatten. Einige waren in einer schulischen Ausbildung in Richtung Mediendesign, da gab es dann einen entsprechenden Boost, was die Grafik angeht aber bei allem anderen fing jeder bei Null an. Dennoch, und das kann ich gar nicht oft genug erwähnen, zücke ich meinen Hut vor beiden Teams. Hier wurde in kürzester Zeit großes geleistet und beide Teams waren sehr stolz auf das, was am Ende bei herauskam.
Ein klein wenig Eigenwerbung muss dann aber am Ende auch noch sein. Denn ich habe in der Woche natürlich nicht untätig dabei zu gesehen, sondern mich selbst auch an ein Text-Adventure gewagt. Whispering Silence ist der Titel und im Early Access könnt ihr eine frühe Version bereits bei itch.io spielen. Schaut mal rein, lasst gerne ein Kommentar da, würde ich mich freuen.
Oft habe ich schon die Projekte erwähnt und dieses hier war eins davon. Es gibt noch zwei weitere, über die ich zu späterem Zeitpunkt schreiben werde.
An dieser Stelle geht mein Dank an die ABS (August-Bebel Schule, OF), die mich wirklich rundum gut betreut hat und bei der ich mich, was Arbeitsklima und -atmosphäre angeht, sehr wohl fühlte. Doch auch den anwesenden Schülern gilt mein Dank, denn die Tage haben mit euch sehr viel Spaß gemacht und ich habe gerne mit euch zusammengearbeitet. Mit einigen habe ich auch über berufliche Perspektiven gesprochen und ich hoffe sehr, dass ihr alle euren Weg findet und in einem Job landet, der euch zufriedenstellt und glücklich macht.
Japanologie & Soziologie Student an der Goethe Uni Frankfurt. Geboren 1979 in eine Zeit die von Star Wars, Pixeln und Zeichentrick Serien geprägt war. Nerd mit Herz und Leidenschaft. Cineast, Comic Liebhaber mit einem Faible für spannende Erzählungen. Videospiel- und Serienjunkie, geformt in einer Zeit die heute als Retro bekannt ist. Ehemaliger Game Artist aber immer noch eine Affinität zur digitalen Kunst.
1 Gedanke zu „Es war einmal in Offenbach“