Tempus fugit

Schon oft habe ich gehört, dass man ein Buch unbedingt zu Ende lesen muss, egal ob man es gut oder eher schlecht findet. Oder auch Dinge wie, dass man sich durch die ersten Kapitel durchbeißen muss und es dann erst richtig gut wird. (Das Buch ist hier nur exemplarisch, das gilt auch für Filme, Videospiele und Serien)

Beide Aussagen mögen gewiss Sinn ergeben, auch einer meiner Dozenten meinte mal, dass man auch schlechte Bücher lesen muss um in der Lage zu sein, die guten zu erkennen. Doch ich sehe das anders, denn auch wenn ich den tieferen Gedanken hinter diesen Aussagen verstehe und stückweit nachvollziehen kann, so ist mir meine Zeit dann doch etwas zu kostbar, als mich mit einem Medium zu beschäftigen, welches mir absolut nicht zusagt.

Ziehen wir eine Analogie zum Essen heran, so essen wir ja auch nichts, was uns nicht schmeckt, nur um zu erkennen, was uns schmeckt. Ein Gericht, welches uns nicht zusagt, würden wir auch nicht zu Ende Essen, außer wir befinden uns bei den Schwiegereltern zu Gast und möchten nicht unhöflich erscheinen.

Warum also diese Ausnahmen bei Büchern oder auch bei Serien machen?

Persönlich habe ich einfach nicht die Zeit und auch nicht das Durchhaltevermögen, mich mit etwas zu beschäftigen, was mir nicht gefällt und ich mich erstmal einlesen muss, bevor es dann gut wird. Wobei einlesen nur bedingt richtig ist, denn klar muss man sich bei einigen Büchern erstmal an Schreibstil, Art des Worldbuilding oder ähnliches gewöhnen. Jedoch sehe ich da einen Unterschied zwischen einer Eingewöhnung und einer Abneigung in Bezug auf Thematik, Figuren oder Setting. Die Eingewöhnung ist eine Hürde die schnell zu überwinden ist, muss ich mir allerdings ständig Dialoge eines Charakters antun, den ich einfach nicht ausstehen kann, als exemplarisches Beispiel, sehe ich keinen Sinn darin mich selbst zu quälen, reicht wenn andere das tun.

Es soll bei alle dem ja um eine Form der Entspannung und ein Stück weit auch um Eskapismus gehen und dies funktioniert einfach nicht, wenn es unangenehm oder unbequem wird.

Natürlich schließe ich nicht aus, dass in den letzten Kapiteln das Ganze sich noch zum Guten wendet, aus dem Buch doch noch etwas richtig Gutes wird und ich dies vielleicht verpasse. Aber dann ist es ebenso, denn es gibt noch so viele gute Bücher, die gelesen werden wollen, wenn mir da etwas durch die Lappen geht, finde ich das nicht wirklich schlimm. Gerade bei Büchern, bei denen ich es schon in mehreren Anläufen versucht habe.

Nochmal zum oben bereits erwähnten Dozenten zurückzukommen mag ich nicht ausschließen, dass er vielleicht Bücher in einem universitären Umfeld meint, auch wenn diese Aussage im Kontext des Buchclubs getroffen wurde. Hier habe ich schon öfters die Erfahrung gemacht, nicht auf den Buchclub bezogen, dass es durchaus von Vorteil ist, wenn man etwas liest, was einem nicht ganz zusagt. Hat mir auch schon bei einigen Arbeiten weitegeholfen. Ist nicht unbedingt ein Vergnügen und gerade jetzt im Bachelor habe ich auch wieder das Problem, dass ich Dinge lesen muss die ich einfach nicht lesen möchte, aus den verschiedensten Gründe.

Wie geht es euch bei sowas? Beißt ihr euch durch Bücher durch, die ihr nicht gut findet oder geht ihr lieber schnell zum nächsten Buch, welches potenziell gut sein könnte?

(Bitte nicht vergessen, die Bücher stehen hier stellvertretend für nahezu jegliches Medium. Daher bezieht sich das Ganze auch auf Spiele, Filme oder Serien.)

Hieraus ergibt sich auch etwas, in Bezug auf Videospiele, was ich in den letzten Jahren erst lernen musste. Denn in mir war fest verankert, dass ein Spiel erst dann richtig gespielt wurde, wenn man es bis zum Schluss gespielt hat. Natürlich ist dies nur bedingt richtig. Denn einerseits geht es hier natürlich um die Zeit, denn oft hat man selbige einfach nicht um sie in ein 30-40 Stunden Spiel zu investieren. Andererseits, wenn man Spaß mit dem Teil des Spiels hatte den man gespielt hat und dann einfach zum nächsten geht, dann ist das auch vollkommen in Ordnung. Man muss sich nicht zwingen etwas zu beenden. Hatte man Spaß in der Zeit, dann ist es auf keinen Fall ein Verlust. Natürlich ist die Intention des Spiels, dass man es zu Ende spielt, aber es gibt eben auch so unfassbar viele Spiele und wenn es das Ziel ist, aus welchen Gründen auch immer, in ganz viele Spiele mal reinzuschauen oder sich eben ein Bild zu machen, dann finde ich das vollkommen legitim.

Wir sollten aufhören uns diese Zwänge aufzuerlegen, denn dadurch wird unser Leben garantiert nicht einfacher. Man sollte Spaß mit dem, was man gerade macht, haben und sich die Zeit so einteilen wie man es nun Mal möchte. Glaube, dann wird vieles wesentlich einfacher und wir haben an den Dingen, die wir lieben wesentlich mehr Spaß.

Im Januar und Februar stand auf meinem Terminplan noch einige spannende Veranstaltungen, dazu wird es zu späterem Zeitpunkt noch ausführlich etwas geben. Hatte das ja im Jahresrückblick bereits erwähnt und nicht vergessen, keine Sorge!

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