Serienjunkie – Automan

Auf meiner Frontpage steht ja nicht gerade dezent, dass es hier um verschiedene Popkultur Themen gehen soll. Nun habe ich bereits Buchrezensionen geschrieben, einiges über Videospiele, doch was noch fehlt sind unter anderem Serien. Ähnlich wie bei Büchern und Videospielen ist auch die Welt der Serien schier unendlich. Es ist schwer zu schätzen, wie viele Serien gerade in der Mache sind bzw. Greenlight bekommen, während ich hier diese Zeilen schreibe, mal abgesehen von denen, die bereits existieren. Eine weitere Problematik, sollte man über eine aktuelle Serie schreiben, ergibt sich, wenn die Serie noch nicht abgeschlossen ist. Kann man dann über die Serie schreiben bzw. sollte man? Also wo fängt man an?

Probleme über Probleme und man hat noch nicht mal wirklich angefangen. Um all das zu umgehen, werde ich mir eine Serie aus den 1980ern zu Gemüte führen, die zwar in Deutschland ausgestrahlt wurde, allerdings nur wenigen bekannt ist, Automan.

Natürlich heißt die Serie nicht einfach nur Automan, sowie im englischen Original, denn wir sind schließlich im Deutschland der 1980er, da muss, genauso wie heute auch, immer nochmal ein Untertitel dran gepackt werden. Selten schafft es eine Serie oder ein Film ohne, denn man kann dem handelsüblichen Zuschauer ja nicht einfach so einen Titel zumuten, der vielleicht noch nicht mal übersetzt wurde. Aus diesem Grund kam bei uns die Serie mit dem Titel Automan – Der Superdetektiv in die heimischen Flimmerkisten. Für diesen Artikel bleiben wir allerdings beim englischen Original und nennen die Serie schlicht Automan.

Automan – Der Superdetektiv

Automan ist eine nur 13 Folgen umfassende Serie aus der Schmiede des Serienpapstes der 1980er und 1990er Jahre, Glen A. Larson. Im Dezember 1983 erschien die Serie beim amerikanischen Sender ABC und brauchte dann nochmal vier Jahre, um im Dezember 1987 bei uns zu erscheinen. Für die deutsche Synchronisation war die Arena Synchron GmbH Berlin, unter der Dialogregie von Bernd Liebner und Michael Erdmann verantwortlich (QUELLE).

Das Konzept der Serie ist relativ einfach. Ein Computer Nerd namens Walter Nebicher, der bei der hiesigen Polizei arbeitet, möchte mit in den Außendienst, Verbrechen bekämpfen und Ganoven verhaften. Doch weder sein Chef noch seine Kollegen nehmen ihn wirklich ernst. Also macht er das, was er am besten kann: er bastelt etwas. Fix eine künstliche Intelligenz zusammen geschrieben, damals war das noch eine Aufgabe für ein geschmeidiges Wochenende, nicht so aufwändig wie heute. Dies dann über einen Einzimmerwohnung großen Computer zum Leben erweckt und zack haben wir das Hologramm mit dem Namen Automan, begleitet von einem dezent hyperaktiven Freund namens Cursor. Cursor, angelehnt an einen Computer Cursor, der praktisch das erste ist, was erscheint, sobald man einen Computer bedienen möchte, zumindest damals, als es noch kein grafisches Betriebssystem gab, kann unter anderem verschiedene Fahrzeug wie einen Lamborghini Countach oder einen Helikopter erschaffen. Diese tragen dann immer blaue Neon Verzierungen im gleichen Blauton, in dem auch Automan leuchtet, so dass selbst Dr. Manhattan neidisch werden würde.

Zusammen gehen Walter und Automan auf Verbrecherjagd und lösen mit viel Humor und natürlich wilder K.I. Technik, die verschiedensten Fälle.

Effekte

Bei den Effekten für Automan selbst bediente man sich an der Chromakey-Technik, die auch schon im Film Tron (Disney, 1982) ihren Einsatz fand. Der Schauspieler des Automan, Chuck Wagner, trägt einen schwarzen Anzug mit weißen Flächen. Diese weißen Flächen werden in der Postproduktion durch das blaue Schimmern ersetzt. Sehr ähnlich der heutigen Blue- und Greenscreen-Technik, ohne die eine Produktion nur noch selten auskommt, selbst bei kleineren Serien. Allerdings damals noch, durch den hohen Aufwand, eine sehr kostspielige Angelegenheit was dafür sorgte, dass eine Folge ein Budget von etwa einer Millionen Dollar hatte. Heute kostet der Stuhl, auf dem der Hauptdarsteller einer Serie Platz nehmen darf so viel, damals war das etwas nicht ganz so gewöhnliches.

Die von Cursor generierten Fahr- und Flugzeuge haben immer, damit sie sich von der Umgebung abheben, eine Art neon-blauer Umrandung. Benutzt hat man dafür ein silbernes Tape, welches auch am Anzug von Chuck Wagner Verwendung findet, welches dann später in der Postproduktion durch den Neon-Glow ersetzt wurde. Für die damalige Zeit gewiss kein simpler Effekt, heute findet man das schon fast an jeder Straßenecke, sobald es anfängt dunkel zu werden. Besondere Beliebtheit erfährt dieser Effekt auch unter japanischen Autotunern, speziell Shinichi Morohoshi und seinen Anhängern.

Die Fahrzeuge, welche teilweise eine wahnwitzige Geschwindigkeit erreichen und Kurven im 90° Winkel ohne Probleme meistern, lassen sich aus heutiger Sicht natürlich sehr leicht enttarnen. Klar, damals ging das auch schon, aber mit der noch vor kindlicher Naivität strotzenden Sicht eines 10-Jährigen wollte man fest daran glauben, dass all dies ohne Weiteres möglich ist. Heute weiß man, dass einfach die originalen Aufnahmen um ein Vielfaches schneller abgespielt wurden oder die steilen Kurven einfach aus zwei verschiedenen Fahrten zusammengeschnitten sind.

Weiteres

Was können wir aus der Serie ableiten und wie lässt sich manches deuten?

Der titelgebende Automan steht der ganzen Serie natürlich im Vordergrund und es ist interessant, wenn man den Ansatz der künstlichen Intelligenz vergleicht.

Heute ist künstliche Intelligenz (ich mag es nicht den Begriff dafür zu verwenden, denn eigentlich passt er nicht, aber was will man machen) praktisch ein Chatfenster oder ein Eingabefenster in einem Internetbrowser. Manchmal hat man noch ein paar Regler, in denen sich verschiedene Werte für die jeweilige Engine einstellen lassen. Aus der Ferne recht unspektakulär und, sind wir mal ganz ehrlich, eigentlich auch etwas langweilig, zumindest in seiner visuellen Darstellung, nicht in Bezug auf die Fähigkeiten.

In Serien und Filmen ist dies selten ausreichend, wobei HAL5000 aus 2001 – A Space Odyssey (MGM, 1968) oder WOPR aus Wargames (United Artists, 1983) eine Ausnahme darstellen, denn oft wird als Darstellungsform eine meist humanoide Manifestation der künstlichen Intelligenz gewählt.

In dieser Darstellungsform spiegelt sich der Gedanke des Erschaffers wider und dass er etwas nach seinem Abbild kreiert. Das klingt zwar jetzt dezent biblisch und auch ein wenig nach Gottkomplex, aber so ist das nicht gemeint. Eher der Gedanke, beim Erdenken einer solchen Serie, dass es nicht ausreichend ist, eine künstliche Intelligenz nur an einem Bildschirm zu erschaffen. Sie muss, damit sie glaubwürdig ist, dem Menschen so ähnlich wie nur möglich sein. In gewisser Weise ist dies auch immer eine Gratwanderung, welche auch oft in den Serien und Filmen thematisiert wird, denn umso menschlicher die künstliche Intelligenz ist, umso gefährlicher wird sie. Filme wie Westworld (MGM, 1973), Futurworld (The Aubrey Company, 1976), Alien (20th Century Fox, 1979) oder Ex Machina (Film4 / DNA Film, 2015) zeigen dies recht deutlich.

In Automan wird dieser Thema sogar direkt angesprochen, denn bevor Walter Automan erschafft, verbringt er viel Zeit an den angeschafften Computern der Polizei. Während seiner Arbeit wird ihm immer wieder groß und breit erklärt, dass es nicht möglich ist, Verbrechen am Computer zu lösen. Gewiss würden moderne Serien wie die CSI oder NCIS Franchises da ein Veto einlegen wollen (Sorry, Abby). Nichtsdestotrotz spornt dies Walter nur noch mehr an, für seine künstliche Intelligenz eine humanoide Darstellungsform zu wählen.

Allerdings kann ich für Automan gleichzeitig eine Entwarnung aussprechen, denn die oben erwähnte Problematik, dass sich die Schöpfung gegen seinen Schöpfer wendet, wird in der Serie nicht wirklich thematisiert. Dies kann auch daran liegen, dass die Serie eine starke, humoristische Note hat und die Behandlung eines solchen Thema es sicher schwer hätte.

Fazit

Doch warum habe ich mich gerade für diese Serie entschieden? Auch wenn Automan keinen langen Lauf hatte und für die damalige Zeit sogar nur eine halbe Staffel geschenkt bekommen hat, so hatte sie in meinem persönlichen Serien-Archiv doch einen großen Stellenwert. Denn schon früh hatte ich eine große Affinität zu Serien mit viel Technik, die sich nicht so leicht erklären lässt bzw. sich einer gewissen Fantastik bedient, eben Science-Fiction. Auch der Grund, warum ich bis heute großer Fan von Serien wie Knight Rider (Universal Television, 1982), Street Hawk (ABC, 1985), Der sechs Millionen Dollar Man (Universal Television, 1973), Die sieben Millionen Dollar Frau (Universal Television, 1976) oder auch Airwolf (Universal Television, 1984) bin. Man bedient sich einer Grundidee und führt diese weit über den aktuellen Stand der Technik und Wissenschaft hinaus weiter.

Weiterhin ist Automan interessant, weil die erwähnte Darstellung von künstlicher Intelligenz zeigt, wie man sich damals die noch ferne Zukunft vorgestellt hat. Natürlich gilt dies noch für viele weitere Serien, doch irgendwie muss man ja wo anfangen.

Dabei kann man sich auch die Fähigkeiten von Automan bzw. Cursor anschauen. Fahrzeuge und Fluggeräte einfach so aus dem Nichts erschaffen, genauso wie die verschiedenen Outfits von Automan selbst. Ein wenig fühle ich mich gerade an die Replikatoren aus Star Trek – The next Generation (Paramount Pictures, 1987) erinnert. Ohne den Vorwurf, dass jemand vom anderen abgeschrieben hat, wäre es gewiss interessant zu schauen, wie hier über die Jahre sich etwas entwickelt und welche Ideen man weiter vorangebracht hat. Bleiben wir bei diesem Beispiel, dann ist die Version der Materialisierung verschiedener Gegenstände einfach nur eine fantastische Darstellung der Fähigkeiten des Protagonisten. In Star Trek hat man diese Idee weitergeführt, in einen gesellschaftlichen Kontext gestellt (Nahrungsbeschaffung) und dazu noch eine wissenschaftliche Erklärung geliefert.

Nur ein Beispiel doch bin ich mir sicher, dass bei einer intensiveren Betrachtung sich noch mehr finden lässt, worüber es sich lohnt nachzudenken oder zu schreiben. Außerdem ist dies auch eine Form der Aufarbeitung, denn um so genauer wir uns anschauen was damals bereits alles entstanden ist, um so kreativer können wir in der heutigen Zeit sein.

Crime ist natürlich ein weiterer Punkt, denn auch wenn ich bereits Serien aus den verschiedensten Genre mir angeschaut habe, so lande ich immer wieder bei Serien in denen es um die Verbrechensbekämpfung geht. Automan folgt auch diesen Genre, auf seine ganz eigene Art und Weise.

Bei dieser Vermischung an Themen entstehen natürlich auch manchmal Ungereimtheiten, doch schafft man es, die Serien mit dem damaligen Blick zu betrachten, dann kann das schon sehr viel Spaß machen, auch in der heutigen Zeit.

Oder vielleicht sogar gerade in der heutigen Zeit, in der es fast täglich immer düsterer wird, gesellschaftlicher Druck sich immer weiter erhöht und Erwartungshaltungen sich überschlagen. Vielleicht ist es gerade in so einer Zeit gar nicht verkehrt, dem Eskapismus ein wenig zu frönen und sich solcher Serien hinzugeben. Serien, die aus einer Zeit stammen, die man heute gewiss kritisch betrachten kann, die aber auch für eine freiere Form der Kreativität steht.

Intro

Dokumentation zur Serie (2012)

1 Gedanke zu „Serienjunkie – Automan“

Schreibe einen Kommentar